Immer mehr Menschen fordern eine aufgeklärte und laizistische Gesellschaft ein

Kürzlich fand die dritte ordentliche Generalversammlung der „Allianz vun Humanisten, Atheisten und Agnostikern Lëtzebuerg“ (AHA) statt. AHA-Präsident Laurent Schley hob in seiner Rede drei Punkte hervor, die er als Erfolge seiner ersten dreijährigen Mandatszeit wertete. Erstens: AHA hat wenigstens außerhalb der klerikalen Kreise, die Religionskritik in Luxemburg „salonfähig“ gemacht. Genauso wie Politik kritisiert werden darf, muss dies auch mit Religionen akzeptiert sein. Dies garantiert die Meinungsfreiheit in unserem Land. Die Kampagne „Net reliéis? Stéi dozou!“ sowie andere Aktivitäten von AHA haben aber gezeigt, dass die Religionen mit Kritik nicht umgehen können, und darauf mit Intoleranz und verbalen Attacken reagieren, allen voran die katholische Kirche. Zweitens: in den Diskussionen um die Trennung von Kirchen und Staat sah sich der ehemalige Kultusminister Biltgen durch den u.a. von AHA aufgebauten Druck gezwungen, eine parlamentarische Debatte abzuhalten und eine Expertengruppe zu benennen. Der Bericht dieser Experten fiel sehr kritisch im Hinblick auf die aktuelle legale Situation der Beziehungen zwischen Kirchen und Staat aus. Drittens: Die zahlreichen Kirchenaustritte über www.fraiheet.lu belegen, dass viele Menschen sich immer weniger mit altertümlichen Konzepten und Institutionen identifizieren können und somit bewusst den Glaubensgemeinschaften den Rücken kehren. Insgesamt zeigen die Reaktionen besonders aus dem Lager der Katholiken, dass AHA einen Finger in die Wunde gelegt hat. Zum Thema „nicht-religiöse Zeremonien“ plant AHA noch dieses Jahr eine Broschüre mit Vorschlägen zu veröffentlichen. Der Vorstand von AHA teilt mit, dass jeder Interessierte sich melden kann, um an verschiedenen Arbeitsgruppen Teil zu nehmen.

 

Neuer Verwaltungsrat

Anlässlich der Generalversammlung wurde auch der Verwaltungsrat für die nächsten drei Jahre gewählt. Neu dabei sind die Politologin Anne Tescher sowie der Psychiater Dr. Jean-Marc Cloos. Somit setzt sich der Verwaltungsrat wie folgt zusammen: Präsident: Laurent Schley; Vize-Präsidentin: Taina Bofferding; Generalsekretär: Manuel Huss; Schatzmeister: Bob Reuter; Verantwortlicher der Plattform www.fraiheet.lu: Jerome Faber; Mitglieder: Fiona Lorenz, Anne Tescher, Patrick Brücher, Jean-Marc Cloos, Jean-Paul Lickes und Pol Wirtz.

 

Vortrag zum Thema Islam

Im Anschluss an die Generalversammlung hielt der deutsch-ägyptische Historiker, Politologe und Islamexperte Hamed Abdel-Samad einen einstündigen Vortrag zum Thema „Islam in Westeuropa: Kultur, Menschenrechte, Integration?“, der zusammen mit der Universität Luxemburg organisiert war. Abdel-Samad verglich Religion mit Pizza: „Wenn man davon haben will, so bestellt man es und bezahlt auch dafür. Man will es aber nicht ständig überall aufgedrängt bekommen, und auch noch gezwungen werden, es mit zu finanzieren.“ Der Gastredner warnte ausdrücklich davor, unter dem Deckmantel von Religionsfreiheit dem Islam mehr Rechte zu gewahren wie z.B. die staatliche Finanzierung, der islamische Religionsunterricht, den „Respekt“ für die Beschneidung von Kindern, getrennter Schwimmunterricht, usw. Er sprach sich für religiöse Abrüstung und gegen religiöse Aufrüstung aus. Die einzige Staatsform, die in Bezug auf Religion Gleichheit der Menschen mit sich bringt, ist der säkulare, sprich laizistische Staat, der zwar Religionsfreiheit garantiert, die Religionen aber ansonsten als Privatsache behandelt, so lange sich die Menschen an die Gesetzgebung halten. Dies beinhaltet auch, dass alteingesessene Religionen (wie in Luxemburg die katholische Kirche), ihre Privilegien aufgeben müssen, so Abdel-Samad abschließend.

 

Download:

2013-04-30_Assemblee_Generale_FR.pdf
2013-04-30_Generalversammelung_DE.pdf