Eine Chance für den einheitlichen Werteunterricht
Mit tiefem Bedauern stellt AHA fest, dass der Stellenwert des konfessionell gebundenen Religionsunterrichts im Rahmen der Reform des Sekundarunterrichts nicht an die gesellschaftlichen Wirklichkeiten angepasst wurde. AHA ist davon überzeugt, dass sich die momentanen Entwicklungen zur Umgestaltung der Sekundarschule außerordentlich gut eignen, den einheitlichen Werteunterricht fest in den Lehrplänen zu verankern, um somit der gegenwärtigen gesellschaftlichen Situation entsprechend Rechnung zu tragen und den Lehrauftrag der öffentlichen Schule in Luxemburg in Bezug auf zukünftige Herausforderungen vorzubereiten.
Aber es gibt doch bereits einen Werteunterricht in einer luxemburgischen Schule...
AHA verweist diesbezüglich auf die Erfahrungen des Werteunterrichts im Lycée Ermesinde, der seit 2005 fester Bestandteil des Lehrplans ist und die Wahl zwischen Religionsunterricht und „Morale laique“ obsolet macht.
...und die Ergebnisse der Evaluation sind positiv ausgefallen!
Das Bildungsministerium gab die Evaluation dieses Projektes in Auftrag, deren Ergebnisse durchweg positiv waren. Sogar die vom Kultusministerium einberufene Expertengruppe kam in ihrer Veröffentlichung zu der Empfehlung, dass die Vorgabe des Werteunterrichts ein begehbarer Weg wäre, um die konfessionellen Unterrichtsmodelle zu ersetzen.
Nicht weniger erwähnenswert erscheint die Tatsache, dass der Staatsrat in seinem Einspruch vom 6. Mai 2008 zur Grundschule von den Prämissen ausgeht, dass die Einführung mehrerer konfessionell geprägter Kurse, in denen jede Glaubensgemeinschaft ihre Sicht der Dinge präsentieren würde, unüberbrückbare Probleme mit sich bringe, die neben der erschwerten Schulorganisation vor allem in Bezug auf die spätere Bildung von Subgruppen innerhalb der Gesellschaft fragwürdig erscheint. Der Staatsrat verweist deutlich auf die Möglichkeit, dem Werteunterricht nach Ablauf der erfolgreich verlaufenen Probezeit Modellcharakter zukommen zu lassen.
Trotz guter Ergebnisse bleibt der Werteunterricht ein Lippenbekenntnis...
AHA muss feststellen, dass es bisher trotz aller positiver Erfahrungen keine merklichen Fortschritte in diesem Punkt gegeben hat. Umso erstaunlicher wirkt diese Aussage wenn man bedenkt, dass im Programm der Partei, der auch die Bildungsministerin angehört, eben diese Umsetzung zur Chefsache erklärt wird: „Die LSAP bekennt sich klar und deutlich zur Einführung eines allgemeinen Werteunterrichtes in den öffentlichen Schulen. Anstatt die Schüler nach Konfessionen zu trennen sollen sie zusammen die für alle gültigen Werte und Regeln des Zusammenlebens in unserer Gesellschaft erwerben.“
Konfessionell herbeigeführte Trennung der Schüler bleibt ein Hindernis für den sozialen Zusammenhalt
Die Bedenken des Staatsrats zur Forderung der Religionsgemeinschaften nach flächendeckendem Unterricht in der entsprechenden Konfession werden von AHA geteilt. Die Argumentation der ALPE ( Association luxembourgeoise des professeurs d'éthique ), dass diese Umsetzung mit enormen Kosten und strukturellen Schwierigkeiten verbunden sei, reiht sich nahtlos in diese Zusammenhänge ein. Vielleicht noch wichtiger erscheint aus dieser Perspektive, dass die räumliche und geistige Trennung der Schüler ein Zusammenleben unter jungen Menschen in einer pluralistischen Gesellschaft zusehends erschwert.
Das Parlament hat das letzte Wort
Wie die ALPE fordert auch AHA die Einführung eines einheitlichen Werteunterrichts in der öffentlichen Schule. Obwohl der Regierung im Rahmen der Reform des Sekundarunterrichts bislang der Mut fehlte, einen Werteunterricht ein für alle Male umzusetzen und zu verankern, ist ein Handeln noch möglich. Letztendlich trifft das Parlament die definitive Entscheidung und hier liegt es an den beteiligten Arbeitsgruppen, die Einführung des Werteunterrichts voranzutreiben. AHA ist davon überzeugt, dass schon jetzt eine Mehrheit dieses Modell unterstützen wird.
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