Reaktion von AHA auf den Leitartikel von Marcel Kieffer im Luxemburger Wort vom 8. April 2014
AHA hat es sich seit seiner Gründung im Jahr 2010 nicht zur Gewohnheit gemacht, jede nur allzu mäßig durchdachte Provokation aus dem klerikalen Lager richtigzustellen. Doch hin und wieder, wenn die Grenzen des informativen Journalismus zugunsten von halbseidenen Scheinwahrheiten gesprengt werden, sollte dann doch die Richtigstellung nicht fehlen. Marcel Kieffer versucht, in seinem Leitartikel im Luxemburger Wort vom 8. April 2014, den von Premierminister Xavier Bettel erwähnten kirchlichen Wahrheitsanspruch sowie die Bevormundung der Gesellschaft durch die Kirche, die durch geplante gesellschaftspolitische Reformen der neuen Regierung verringert oder gar ganz abgeschafft werden sollen, quasi als Hirngespinst darzustellen.
Dabei eignet sich gerade das Motto der katholischen Kirche für die diesjährige Oktave im Mai bestens, um die bereits erwähnte klerikale Bevormundung zu illustrieren: „Maacht dat, wat Hien iech seet!“, heißt es dort lapidar. Mit „Hien“ ist wohl der katholische „Gott“ gemeint. Es sei daran erinnert, dass dessen vermeintliche Existenz nur für einige lebensrelevant ist und deshalb erscheint das Wort Hirngespinst unter Gesichtspunkten der modernen Hirnforschung für eben diesen „Gott“ als durchaus passend.
Kein Geheimnis ist, dass dieses fiktive “Hien” von den allzu real existierenden Kirchenvertretern dazu genutzt wird, um Menschen zu manipulieren und um die eigenen Interessen – sprich Geld und Macht – zu erhalten und zu stärken. Jeder ist natürlich frei, an dieses „Gottes“-Konstrukt zu glauben und sich freiwillig den Regeln der Kirche zu unterwerfen. Dieselbe Kirche ist sicherlich auch frei zu versuchen, ihren Mitgliedern, sofern diese ihre Angehörigkeit frei und mündig artikuliert haben, Schwangerschaftsabbruch, homosexuelle Ehe, Sterbehilfe, Sex vor oder nach der Ehe, u.ä. zu verbieten. Die Betonung liegt hier auf "frei und mündig". Maßt sich die Kirche aber an, die Gesetzgebung eines Staates derart beeinflussen zu wollen, dass nicht nur die Kirchenmitglieder, sondern die ganze Gesellschaft gezwungen ist, eine einseitige Sicht der Dinge zu leben und zu erleben, dann muss man durchaus von Bevormundung sprechen.
Nach der jahrzehntelang währenden und von der damaligen CSV-Politik des Wegschauens unterstützten Bevormundung kann man demnach der Regierung um Premierminister Bettel nur gratulieren, dass sie endlich die dringend notwendigen gesellschaftspolitischen Reformen angeht. Dass dies wieder einmal gegen den verbitterten Widerstand der katholischen Kirche geschehen muss, war von Anfang an evident. Aber, dass gerade die katholische Kirche und deren Zeitung „Luxemburger Wort“ jetzt Selbstbestimmung und Wahlfreiheit (als Scheinargumente) entdeckt hat und sich als Verteidiger dieser gegen die Kirche erkämpften, humanistischen Werte aufspielt, scheint uns doch mehr als keck.
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