Die a.s.b.l. Allianz vun Humanisten, Atheisten an Agnostiker (AHA) teilt mit, dass sich der Verein am kommenden Montagabend mit einer Delegation des Luxemburger Erzbistums, darunter auch Erzbischof Hollerich, treffen wird. Dieses Treffen ist das Resultat eines offenen Briefes, den AHA im Oktober an den neuen Erzbischof geschickt hatte. In diesem Brief hatte AHA konstruktive Hilfe angeboten, um eine Trennung von Kirche und Staat in Luxemburg umzusetzen. Auf diesen Vorschlag hin erklärte sich Erzbischof Hollerich jetzt in seiner Antwort bereit, mit AHA zusammenzukommen, um dieses Thema zu diskutieren.
Im Vorfeld dieses Treffens hat AHA mit Interesse die Aussagen des Erzbischofs in einem Radio-Interview am vergangenen Samstag zur Kenntnis genommen: Jean- Claude Hollerich hatte sich hier sowohl für eine Trennung von Kirche und Staat ausgesprochen, als auch für einen gemeinschaftlichen Werteunterricht.
AHA begrüßt diese Aussagen, macht aber zugleich darauf aufmerksam, dass man die Modalitäten bei der Umsetzung genau prüfen muss. So wäre es z.B. aus Sicht von AHA undenkbar, wenn dieser gemeinschaftliche Werteunterricht von den aktuellen katholischen ReligionslehrerInnen gehalten würde. Diese haben schließlich katholische Religionskunde gelernt und nicht die neutrale Vermittlung unterschiedlicher religiöser und sonstiger weltanschaulicher sowie philosophischer Positionen. AHA ist der Meinung, dass hier Personal zum Einsatz kommen muss, welches in Sachen Religion neutraler ist, damit subversive Manipulation in der Schule, wie sie von einem 7-jährigen nicht getauften Schüler geschildert wird, endgültig der Vergangenheit angehört: "Die Religionslehrerin sagt, nur Menschen, die getauft sind, sind Brüder und Schwestern. Gehöre ich jetzt nicht zur Gemeinschaft?" (Zu dieser Aussage kam es im September 2011 in einer hauptstädtischen Grundschule.)
Auch die Modalitäten einer finanziellen Trennung müssen genau untersucht werden. Verschiedene Modelle sind theoretisch möglich. Wichtig ist in erster Linie eine weltanschauliche Gerechtigkeit, d.h. dass nur die Menschen eine Religion mitfinanzieren, welche dies aktiv zu tun wünschen. Durch so ein Modell würde der Luxemburger Staat dann auch endlich seine eigene Verfassung respektieren, die nämlich unter Artikel 20 besagt: „Nul ne peut être contraint de concourir d’une manière quelconque aux actes et aux cérémonies d’un culte ...“
AHA ist jedenfalls bereit, konstruktiv an einer Trennung von Religionsgemeinschaften und Staat mitzuarbeiten, sei es auf finanzieller oder/und auf schulischer Ebene. AHA erinnert an diesem Kontext an einen offenen Brief, den der Verein am 24. Juni 2011 an Kultusminister François Biltgen geschickt hatte. In diesem Brief hatte AHA den Wunsch geäußert, in der Reflexionsgruppe zum Thema Trennung mitzuarbeiten. Dieser Brief ist bis heute unbeantwortet geblieben, und die Reflexionsgruppe soll nun nur aus ausländischen Experten bestehen, ohne die entsprechenden Akteure aus Luxemburg mit einzubeziehen.
Schlussfolgernd stellt AHA fest, dass Erzbischof Hollerich insgesamt eine kommunikationsfreudigere Herangehensweise an den Tag legt als Minister Biltgen von der Christlich Sozialen Volkspartei (CSV): Hollerich hat zumindest den Anstand, auf Briefe zu antworten und zeigt scheinbar Offenheit für eine Diskussion. In diesem Sinn freut sich AHA jedenfalls auf ein konstruktives Treffen am kommenden Montag.
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