Kürzlich erließ die katholische Kirche ein „Dekret“ betreffend ihrer finanziellen Leistungen in Anerkennung des Leids, das Opfern sexualisierter Gewalt durch Geistliche zugefügt wurde.
Soll man sich freuen, dass den Opfern überhaupt etwas gezahlt wird? Darüber, dass das Luxemburger Bistum trotz seiner – wie stets betont wird – leeren Kassen irgendwoher 500.000 € gezaubert hat, die auf mindestens einhundert Opfer aufgeteilt werden sollen? Denn jedes Luxemburger Opfer erhält laut Dekret maximal 5.000 €. In Irland zahlt man 60.000 € an jedes Opfer. In Oberösterreich empfinden die Opfer das Angebot einer Entschädigung für ein zerstörtes Leben in Höhe von 20.000 € als „verhöhnende Ohrfeige“.
Nicht nur, dass die misshandelten und missbrauchten Kinder die Untaten, die an ihnen begangen wurden, über Jahrzehnte verdrängten, weshalb sich die Frage stellt, warum die Kirche überhaupt hier auf Verjährung pocht. In Oberösterreich wird derzeit gerichtlich geklärt, ob die Verjährung nicht vielmehr mit Einsetzen der Erinnerung an die traumatisierenden Ereignisse einsetzen sollte. Nein, die Missbraucher nutzten ihre Vertrauensposition schamlos aus, um ihre Taten zu begehen. Innerhalb der Kirche wurden die Täter über Jahrzehnte gedeckt, die Taten verschleiert. Nicht nur einzelne Täter, sondern die Kirche als Institution hat sich schuldig gemacht und erwachsene Täter auf den Schultern von kleinen Jungen und Mädchen in ihre Obhut genommen, anstatt die Unschuldigen zu schützen.
Und jetzt will sie sich in Luxemburg mit 5.000 € Maximum plus Therapiekosten davon freikaufen.
Wo sind die Stimmen der Empörung aus der Politik? Hat man den Luxemburger Premierminister Jean-Claude Juncker sein Entsetzen angesichts der Geschehnisse rund um den Missbrauch äußern hören? Hat man Junckers Kritik am Vorgehen der Kirche in diesem Zusammenhang vernommen, wie sie beispielsweise der irische Premierminister Enda Kenny am 21. Juli 2011 im irischen Parlament vorbrachte, dessen Rede einen Wendepunkt in den Beziehungen der Republik Irland mit dem Vatikan bedeutete? Welcher Luxemburger Politiker betont, wie der irische Premier, dass Kinder zuerst kommen müssen, entschuldigt sich für Versäumnisse des Staates gegenüber seinen Kindern und gelobt, dass der Staat alles tut, was er kann, um seine Kinder zu schützen?
Solange das nicht geschieht, solange die katholische Kirche in Luxemburg Politiker wie Bevölkerung mit ein paar hingeworfenen Euro ruhigstellen kann, solange wird sich an der Kirchenpolitik des Blendwerks nichts ändern.
P.S. AHA erinnert in diesem Kontext an ein Interview, welches man mit einem international anerkannten Experten geführt hatte. Richard Sipe liefert tiefgründige Hintergrundinformationen zu den Ursachen des Missbrauchs und dessen Vertuschung. Zu finden auf www.aha.lu
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