Diese Form der Selbstjustiz nicht im Interesse der Opfer

Mehrfach hat AHA Lëtzebuerg bereits den unverantwortlichen Umgang mit dem katholischen Kindermissbrauchsskandal in Luxemburg angeprangert. Während in anderen Ländern auf höchster Ebene Untersuchungskommissionen eingesetzt werden, überlässt man in Luxemburg die Aufklärung des Skandals und seine Opfer derselben Organisation, welche die Peiniger jahrzehntelang gedeckt und deren Verbrechen vertuscht hat. Dass diese Form der Selbstjustiz nicht im Interesse der Opfer, sondern einzig und alleine dem guten Ruf der katholischen Kirche dient, scheint sich nun bestätigt zu haben!

Falls sich die Ereignisse bestätigen sollte, die in der L‘essentiel Ausgabe vom 16. März beschrieben wird, muss das juristische wie politische Konsequenzen für die katholische Kirche haben: Laut L‘essentiel soll ein Pfarrer, der des Kindsmissbrauchs überführt wurde, vom scheidenden Erzbischof Franck suspendiert worden sein. Sein Nachfolger, Erzbischof Hollerich, soll diesen nun wieder in die internen Strukturen integriert haben. Auch wenn diese Rehabilitation nur partiell war, wie der Kirchensprecher Théo Péporté in einer Stellungnahme mit Berufung auf die Unschuldsvermutung des belastenden Pfarrers mitteilt, sieht AHA diesen Vorwand als blanke Verhöhnung des Opfers. Es bleibt hervorzuheben, dass der vorige Erzbischof Franck, der nicht gerade für seine Weltoffenheit in innerkirchlichen Fragen bekannt war, bestimmt eine Suspendierung des Geistlichen nur als letzte Ausfluchtmöglichkeit vornahm, nachdem er selbst von der Schuld überzeugt war. Somit ist die Aktion des jetzigen Erzbischofs Hollerich umso fragwürdiger und gibt tiefe Einblicke in die klare Dissonanz zwischen dem vorgeschobenen öffentlichen Schmusediskurs und den effektiv genommenen Entscheidungen im Bistum.

AHA hofft, dass die Politik nun endlich erkennt, dass die katholische Kirche weder zur Aufklärung des Skandals beitragen kann noch bereit ist dies aufrichtig zu tun, sondern selber ein maßgebliches Element des Problems ist.

AHA fordert eine transparente und neutral durchgeführte Untersuchung, was die Rolle der katholischen Kirche als Akteur im Missbrauchsskandal betrifft, so wie es für jede andere Organisation oder Institution selbstverständlich wäre!

 

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2012-03-16_Kindsmissbrauch.pdf