Die politische Realität hinkt der gesellschaftlichen Entwicklung hinterher!

Die am 4. Februar veröffentliche CEPS-Studie zur Religion in Luxemburg ist eine sozialwissenschaftliche Bestätigung der Forderungen der Allianz vun Humanisten, Atheisten an Agnostiker Lëtzebuerg a.s.b.l. (AHA). Dazu einige Überlegungen:

1. Während die Religionszugehörigkeit zwar weiterhin bei ca. 70% und die offiziell Religionsfreien bei nur 30% liegen, glaubt nur noch jeder Vierte (28% der Bevölkerung) an einen persönlichen Gott, wie er von den monotheistischen Weltreligionen gepredigt wird.

2. Die Verknüpfung dieser Feststellung mit dem Befund, dass eine knappe Mehrheit angibt, an Übernatürlichem interessiert zu sein, lässt darauf schließen, dass die Religion mit ihren Jahrtausende alten Märchen den spirituellen und erkenntnistheoretischen Fragen der Menschen im 21. Jahrhundert nicht mehr gerecht werden kann. Kaum verwunderlich ist es dann auch, dass sich die Glaubenspraktizierung in kontinuierlicher Abnahme befindet.

3. 60% der Menschen in Luxemburg gaben an, dass Religion für sie keine Kraft und keinen Trost bedeutet. Auch in diesem Kontext wird die Religion ihrem eigenen Anspruch also nicht mehr gerecht: Die Menschen lassen sich eben nicht mehr mit Jahrtausende alten Mythen abspeisen.

4. Die Tatsache, dass quasi die Hälfte der überzeugten Atheisten sowie nicht-religiöser Menschen offiziell weiterhin als Katholiken eingetragen sind, zeigt ferner, dass die offizielle Religionszugehörigkeit nicht als Indikator für Religiosität in der Gesellschaft dienen, und demnach auch nicht als Rechtfertigung für die Privilegien der katholischen Kirche herhalten kann. Daraus kann man schließen, dass die nicht-gläubigen Menschen also unbedingt sichtbarer werden müssen, damit sich in der Politik etwas ändert. (Hier zeigt sich auch, dass die Kirche ihre Forderungen und Interventionen reduzieren sowie bescheidener auftreten sollte.)

Insgesamt macht die CEPS-Studie unmissverständlich klar, dass die aktuellen Verhältnisse zwischen Staat und Kirche(n) nicht mehr der gesellschaftlichen Realität des 21. Jahrhunderts entsprechen. In diesem Sinne hofft AHA Lëtzebuerg, dass die politisch Verantwortlichen im Rahmen der bevorstehenden parlamentarischen Orientierungsdebatte (die Trennung von Kirche und Staat betreffend) über die nötige Weitsicht und die politische Courage verfügen, um Schritte hin zu notwendigen Reformen einzuleiten. 

Download:

2011-02-15_CEPS.pdf