Charles Robert Darwin erblickt am 12. Februar 1809 im englischen Shrewsbury das Licht der Welt, als Sohn des wohlhabenden Landarztes Robert Darwin und seiner Frau Susannah. Seine Mutter stirbt, als Darwin gerade einmal 8 Jahre alt ist.
Er besucht während 8 Jahren die Schule in Shrewsbury, bevor sein Vater ihn 1825 an der Universität Edinburgh für ein Medizinstudium einschreibt. Darwin kann jedoch die zu der Zeit noch ohne Anästhesie getätigten Operationen nicht ertragen, hängt sein Medizinstudium nach zwei Jahren kurzerhand an den Nagel und schreibt sich auf Drängen seines Vaters am Christ’s College der renommierten Universität Cambridge für ein Theologiestudium ein.
Während seiner Zeit in Cambridge interessiert sich Darwin jedoch weniger für sein Studium, als vielmehr für Zoologie (Tierkunde), und im speziellen Entomologie (Insektenkunde): vor allem Käfer haben es ihm angetan. Daneben sammelt er auch Mineralien, Muscheln und Vogeleier, und erlernt die Kunst der Tierpräparation. Viel Zeit verbringt Darwin auch mit Sport, vor allem Reiten; daneben hört er viel Musik und entwickelt ein Interesse an Kunst.
Neben Zoologie eignet sich Darwin aber auch Kenntnisse in Botanik (Pflanzenkunde) an, und verbringt viel Zeit mit dem bekannten Botaniker John Henslow. Nachdem Darwin 1831 sein Theologiestudium abschließt, ist es eben jener Henslow, der ihn als Reisebegleiter für eine zweijährige Expeditionsreise nach Südamerika vorschlägt. Am 27. Dezember 1831 verlässt Darwin England auf der HMS Beagle, mit ihrem Kapitän Robert FitzRoy. Seine Aufgabe: Tiere und Pflanzen studieren und katalogisieren. Jedoch hat Darwin während seiner Reise mit diversen Problemen zu kämpfen. So kommt es z.B. in der brasilianischen Stadt Salvador zu einem heftigen Streit mit Kapitän FitzRoy, weil Darwin über die Sklavenhaltung in der brasilianischen Hafenstadt entrüstet ist, während FitzRoy die Sklaverei verteidigt.
Dennoch ist es die spektakuläre Reise auf der HMS Beagle, welche letzten Endes fast fünf Jahre dauert und zur Weltumseglung wird, die Darwin einen Einblick in die Vielfalt der Erde liefert, sowohl im Bereich Geologie, als auch in Bezug auf Tiere und Pflanzen. Die Frage, die ihn am meisten beschäftigt, ist die nach dem Ursprung dieser Artenvielfalt, dieses große Unbekannte! Die volkstümliche Auffassung einer göttlichen Schöpfung will ihn nicht so recht zufrieden stellen.
Auf zahlreichen Expeditionen, vor allem in Südamerika, sammelt Darwin kistenweise Material (Fossilien, Pflanzen und Tiere) und schickt diese in mehreren Ladungen zurück nach England zu John Henslow. Auf den Galápagos-Inseln vor der Küste Ekuadors fällt Darwin auf, dass auf jeder Insel Riesenschildkröten leben, die Form ihrer Panzer jedoch von Insel zu Insel leicht variiert. Ähnlich verhält es sich mit den dort lebenden Finkenarten, die später den Namen Darwinfinken erhalten: vor allem die Formen ihrer Schnäbel unterscheiden sich leicht von Insel zu Insel, und sind je nach Insel eher länger und dünner oder kürzer und dicker, abhängig von ihrer jeweiligen Ernährung.
Am 2. Oktober 1836 kehrt die HMS Beagle nach England zurück. Im selben Jahr schreibt Darwin zusammen mit FitzRoy seinen ersten wissenschaftlichen Artikel. Im Januar 1839 heiratet er dann Emma Wedgwood. Mit ihr hat er zehn Kinder, von denen drei früh sterben. Dies lässt den bis dahin recht gläubigen Darwin mit großer Wahrscheinlichkeit jeglichen Glauben an einen Gott verlieren.
Nach seiner Aufnahme in die renommierte Royal Society zieht Darwin 1842 mit seiner Familie nach Downe (Grafschaft Kent). Es gilt als gesichert, dass er von nun an England nicht mehr verlässt. Im selben Jahr verfasst Darwin einen ersten Entwurf seiner Hypothese „Abstammung mit Veränderung“, welchen er zwei Jahre später in ein längeres Manuskript erweitert. Basis dieser Arbeit sind vor allem die auf den Galápagos-Inseln gemachten Beobachtungen, die Darwin auf den Gedanken bringen, dass die Schildkröten der verschiedenen Inseln von einem gemeinsamen Vorfahren abstammen müssen, und die zum Zeitpunkt seiner Reise sichtbaren Variationen als Anpassungen an die leicht unterschiedlichen Lebensbedingungen auf den jeweiligen Inseln zu erklären sind. Bei den Finken verhält es sich ähnlich.
Darwin spekuliert, dass eine Art stets viel mehr Nachkommen produziere als Ressourcen vorhanden sind, die für alle diese Nachkommen benötigt würden (Nahrung und Lebensraum). Diese Nachkommen seien jedoch nicht alle gleich, sondern würden zahlreichen minimalen Variationen unterliegen. Im Konkurrenzkampf um die bestehenden aber begrenzten Ressourcen würden dann die leicht vorteilhaften Variationen überleben, während die nachteiligen wieder verschwänden. Darwin vergleicht diese natürliche Selektion mit der künstlichen Selektion, die Bauern ausüben, wenn sie für ihre Aussaat im neuen Jahr nur die Samen der besten Früchte auswählen.
Als er dieses Modell weiter durchdenkt, kommt Darwin zu der Schlussfolgerung, dass alle Arten inklusive des Menschen einen gemeinsamen Vorfahren haben könnten. Dass Arten sich graduell verändern konnten haben bereits einige andere Wissenschaftler vor Darwin angenommen. Darwin ist jedoch der Erste, der hierfür einen Mechanismus beschreibt, nämlich die natürliche Selektion. Längst war aus dem Theologen ein Naturwissenschaftler geworden.
Darwin weiß nur zu gut, dass seine Idee, die er nach und nach mit immer mehr Beweisen stützen kann, für Aufruhr sorgen würde, vor allem deshalb, weil sie den Mythos der Schöpfung von unveränderbaren Arten durch Gottes Hand eindeutig widerlegt. Aus Angst, deswegen aus der Gesellschaft ausgestoßen zu werden, und weil er um das Ansehen seiner Familie fürchtet, legt Darwin sein Manuskript für 15 Jahre beiseite, und widmet sich verschiedensten Forschungsarbeiten. Seine herausragenden Bücher über Entenmuscheln und Regenwürmer sowie Werke über Insekten fressende Pflanzen und Orchideen seien hier erwähnt.
Auf Druck des Geologen Charles Lyell beginnt er 1856, trotz seiner Angst vor der Kirche, an einem Buch über seine Idee der Abstammung mit Veränderung zu schreiben. Zwei Jahre später, sein Buch ist noch nicht fertig, erhält er einen Brief des Naturwissenschaftlers Alfred Wallace, der zu jener Zeit auf Expedition in Indonesien ist. In diesem Brief skizziert Wallace seine neue Hypothese betreffend die Abstammung der Arten und ihre Weiterentwicklung durch natürliche Auslese. Darwin ist schockiert, da Wallace fast genau das beschreibt, was Darwin selbst 20 Jahre früher entwickelt, aber aus den bekannten Gründen noch nicht veröffentlicht hat. Nun aber gerät er unter Druck.
Am 1. Juli 1858 werden bei einem Treffen der Linnean Society of London sowohl Darwins wie auch Wallaces Schreiben verlesen. Von den anwesenden Wissenschaftlern erkennt kaum einer die Bedeutung der neuen Theorie. Die beiden Forscher selbst wohnen dem Treffen nicht bei; Darwin trägt an diesem Tag seinen Sohn zu Grabe.
Am 24. November 1859 erscheint in London die Erstausgabe von Darwins Buch On the Origin of Species by means of Natural Selection („Von der Entstehung der Arten durch natürliche Züchtung“; kurz „Entstehung der Arten“). Die 1250 Exemplare werden alle am ersten Tag verkauft; zahlreiche weitere Ausgaben folgen. Nach der „Entstehung der Arten“ schreibt Darwin noch andere wichtige Bücher, so z.B. „Die Abstammung des Menschen und die geschlechtliche Zuchtwahl“, „Das Variieren der Tiere und Pflanzen im Zustande der Domestikation“, und „Der Ausdruck der Gemütsbewegungen bei dem Menschen und den Tieren“.
Seit der Rückkehr von seiner Reise mit der Beagle leidet Darwin unter einer mysteriösen Krankheit, die sich in Fieberanfällen, Herz- und Magenbeschwerden, Übelkeit und Schlappheit äußert, und deren Ursache nie gefunden wird. Aufgrund seiner schlechten Gesundheit tritt Darwin nur sehr selten öffentlich auf, um seine Evolutionstheorie gegen die, vor allem aus dem kirchlichen Bereich kommende, Kritik zu verteidigen. Das übernehmen Andere, nicht zuletzt der englische Biologe Thomas Huxley, anfangs noch Kritiker, der die Theorie jedoch schließlich mit solchem Eifer verteidigt, dass er den Spitznamen „Darwins Bulldogge“ erntet.
Auch wenn Darwin als Erster die natürliche Selektion als Mechanismus für die Evolution angab, so enthielt seine Theorie doch einen wichtigen Schwachpunkt in Bezug auf die Vererbbarkeit: Wie soll ein vererbbares Merkmal sich in nachfolgenden Generationen durchsetzen, wenn es doch durch Paarung mit einem Individuum des anderen Geschlechts regelrecht „verdünnt“ wird? Der konkrete Mechanismus für die Vererbbarkeit fehlte also noch.
Diesen entdeckte der tschechische Mönch Gregor Mendel durch seine Experimente über die Vererbbarkeit bei Erbsen. Interessant ist dabei, dass diese Erkenntnisse etwa zeitgleich mit Darwins Evolutionstheorie gemacht wurden, jedoch niemand Notiz davon nahm, bis Mendels Arbeiten im Jahr 1900 wiederentdeckt wurden und endlich die verdiente Beachtung fanden.
Gemeinsam hatten Darwin und Mendel die Basis für die modernde Genetik geschaffen. Diese liefert wiederum weitere Beweise für die Evolutionstheorie. Erwähnt sein hier vor allem die Entdeckung, dass DNA die Erbsubstanz bildet, durch den kanadischen Mediziner Oswald Avery und seine Mitarbeiter im Jahr 1944, sowie der DNA-Struktur durch den amerikanischen Biochemiker James Watson und den englischen Physiker und Biochemiker Francis Crick neun Jahre später. Heutzutage ist die moderne Genetik nicht mehr wegzudenken; man denke nur an ihren Nutzen in den forensischen Wissenschaften, wo z.B. genetische Fingerabdrücke dazu eingesetzt werden, um Verbrecher zu überführen. Hier nutzt man auf eindrucksvolle Weise eine – richtige – Hypothese Darwins, nämlich die der Einzigartigkeit der Individuen innerhalb einer Art (eineiige Zwillinge seien hier einmal ausgeklammert).
Darwin wird zu Lebzeiten für sein Werk geehrt: so bekommt er u.a. 1864 mit der Copley-Medaille den höchsten wissenschaftlichen Preis der Royal Society of London, und wird 1877 zum Ehrendoktor an der Universität Cambridge ernannt.
Charles Robert Darwin stirbt am 19. April 1882 im Alter von 73 Jahren, und wird in der Westminister Abbey von London neben anderen namhaften Wissenschaftlern begraben.
Darwins Werk aber lebt weiter. Sein Buch „Entstehung der Arten“ gilt heute als das wohl wichtigste Werk der Naturwissenschaften und in der Geschichte der Menschheit insgesamt. Da alle bisher durchgeführten Forschungen in diesem Bereich für, und keine einzige gegen die Evolution sprechen, ist die Evolution für die überwältigende Mehrheit der Wissenschaftler seit langem eine Tatsache.