Da es keinen Gott gibt, ist es unsinnig, an einen zu glauben. Als 13jährige versuchte ich mich wohl kurz im Glauben, da es anderen Menschen das Leben zu vereinfachen schien, doch nach wenigen Wochen gab ich den Gedanken auf und beschäftigte mich lange Jahre nicht mehr mit dem Thema.
Vor einigen Jahren interviewte ich dann für ein Projekt 70 Männer und Frauen, die mir über ihre Erfahrungen mit dem Glauben, mit Religion und Gott und deren Abwesenheit berichteten. Was sie erzählten, erschütterte mich: Religion und ihre Vertreter nehmen massiven Einfluss auf das Leben vieler Menschen, und zwar nicht, um deren Leben zu verbessern, sondern vielmehr, damit sie ihr Leben unsinnigen Regeln unterwerfen und sich – und andere - damit einschränken. Ganz das Gegenteil von Ethik, bei der es egal ist, wie jemand sich verhält, Hauptsache, er schadet niemandem, scheint das Ziel von Religion die moralische Unterwerfung zu sein, damit Menschen sich nicht entfalten können. Am meisten betreffen religiöse Moralvorstellungen die Sexualität, die nun wirklich Privatsache ist und bleiben sollte!
Seit mir diese Zusammenhänge klar wurden, engagiere ich mich religionskritisch. Mittlerweile sehe ich auch die engen Verflechtungen zwischen Staat und Kirche, bei denen es um viel, viel Geld und Macht geht. Die Religionsvertreter sind wahre Alchemisten: Sie schaffen es, aus Nichts Geld und Macht zu generieren!
Doch was dann? Wenn keine Götter, was dann?
Der Mensch. Wir Menschen müssen miteinander aushandeln, wie unser aller Leben nachhaltig verbessert und auf einem hohen Niveau möglich werden und bleiben kann.
Dr. Fiona Lorenz, geboren 1962, promovierte im Fach Erziehungswissenschaften an der Universität Trier. Sie ist Mitglied des wissenschaftlichen Beirats der Giordano Bruno Stiftung, engagiert sich im Humanistischen Verband Deutschlands (HVD), verfasst regelmäßig Beiträge für den Humanistischen Pressedienst, hpd.de, und ist seit Juli 2009 dessen stellvertretende Redaktionsleiterin. Bei Rowohlt erschien ihr Buch "Wozu brauche ich einen Gott? Gespräche mit Abtrünnigen und Ungläubigen", illustriert von Ralf König.